Women we adore: Peggy Guggenheim – Süchtig nach Kunst

Portrait Peggy Guggenheim 

„Es ging nur um Kunst und Liebe“
(Peggy Guggenheim)

Peggy Guggenheim spielte zu Lebzeiten eine wichtige Rolle in der internationalen Kunstszene und hat in wenigen Jahren eine Sammlung aufgebaut, die heute eine der sehenswertesten in Europa ist. Das Guggenheim Museum in Venedig ist daher vielen ein Begriff, die Geschichte seiner Gründerin aber ist den meisten Besuchern unbekannt. Jetzt hat die Filmemacherin Lisa Immordino Vreeland der faszinierenden Amerikanerin eine sehenswerte Dokumentation gewidmet. Für „Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst“ hat Immordino Vreeland mit orginalen Tonaufnahmen Peggy Guggenheims gearbeitet, die bisher als verschollen galten und so die Lebensgeschichte der Amerikanerin neu  aufgerollt. Für BOX IN A SUITCASE habe ich in Berlin mit der Regisseurin bei über die Kunstsammlerin gesprochen, die uns beide so fasziniert. Und mich entschieden sie hier noch einmal vorzustellen.

Peggy Guggenheim lebte in Venedig im Palazzo Venier dei Leoni
Peggy Guggenheim in Venedig am Canal Grande. Foto: Roloff Beny / Courtesy of National Archives of Canada, Guggenheim Museum Venedig

Peggy Guggenheim hatte viele Gesichter. Sie war Mäzenin, Exzentrikerin, Ehefrau von Max Ernst, Fashion Ikone, Hundenärrin, wohlhabende Erbin, vor allem aber Kunstliebhaberin, der es gelang, im Verlauf ihres Lebens eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Europas aufzubauen. Peggys Leben glich einem Roman – angefangen mit dem tragischen Tod ihres Vater, der mit der Titanic unterging, und der jungen Peggy Guggenheim ein für damalige Verhältnisse enormes Vermögen hinterließ, bis hin zu ihrem Leben im sagenumwobenen Palazzo Venier dei Leonie am Canal Grande, indem sie sich samt ihrer Sammlung in der zweiten Hälfte ihres Lebens niederließ. Mit ihren ausladenden Sonnenbrillen und riesigen Ohrringen fiel Peggy Guggenheim selbst in der exzentrischsten aller Städte auf. Natürlich war die Frau mit den auffälligen Outfits auch die letzte Bewohnerin Venedigs, die die Stadt noch in einer Gondel durchquerte.

Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst

Peggy Guggenheim fing Ende der 1930er an Kunst zu sammeln. In einem atemberaubenden Tempo gelang es ihr, dank  ihrer finanziellen Möglichkeiten und guter Kontakte in kaum mehr als einer Dekade einen enormen Bestand an Kunstwerken zusammenzutragen. Dabei bewies sie so treffsicheren Geschmack, dass ihre Sammlung heute dank Werken von Ernst und Pollock, Matisse und Giacometti – um nur einige zu nennen – von unschätzbarem Wert ist.

Der New Yorker Experimentierraum

Angefangen hat alles in New York. Hier gründete sie ihre erste Galerie, Art of the Century und ermöglichte damals noch unbekannten Künstlern wie Jackson Pollock ihre ersten Einzelausstellungen. Es waren nicht nur Talente und einige der großen Künstler des 20. Jahrhunderts die Peggy Guggenheim hier frühzeitig entdeckte und förderte sondern sie zeigte auch die Arbeiten von Künstlern aus dem Exil,  die während des zweiten Weltkriegs in die Staaten geflüchtet waren. Mit ihrer Galerie eröffnete Peggy diesen Künstlern einen wertvollen Experimentierraum, wo Amerikaner und Europäer sich, auch wenn sie nicht gemeinsam ausstellten, zum Austausch trafen und neue Ideen entwickelten. Peggy war nicht nur Mäzenin. Sie war Sammlerin, beobachtete und erwarb Werke von Künstlern verschiedener neuer Strömungen.

Peggy Guggenheim - Kunstsammlerin aus Leidenschaft.
Peggy Guggenheim – Ein Leben für die Kunst. Foto: Roloff Beny / Courtesy of National Archives of Canada, Guggenheim Museum Venedig

Die guten Entscheidungen, die Peggy bezüglich ihrer Kunst traf, waren nicht ausschließlich ihre eigenen. Zeit ihres Lebens standen ihr wichtige männliche Ratgeber zur Seite, die eine wesentliche Rolle beim Aufbau ihrer Sammlung spielten. Zwar zeigten Peggy Guggenheims Künstlerfreunde ihr neue Perspektiven auf, unterschätzen sollte man Peggy’s eigenen Anteil an ihrer Karriere allerdings nicht. Es was Ihr Wille, ihr ästhetisches Verständnis, ihr Geld, vor allem aber ihre Leidenschaft, mit der sie die klugen Ankäufe tätigte. Ihre Berater hat Peggy Zeit ihres Lebens gut gewählt. Marcel Duchamp war einer ihrer ersten Lehrer, sie bezahlte ihn nicht für seine Unterstützung, der Künstler hatte einfach entschieden an die merkwürdige Amerikanerin mit dem großen Traum zu glauben.  Und ihr Traum war es von Anfang an ein Museum zu bauen, einen Ort zu schaffen, an dem sie ihre Kunst mit der Öffentlichkeit teilen konnte.

Schaut Euch auch den zweiten Teil des Porträts über Peggy Guggenheim auf BOX IN A SUITCASE an!

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